Etwa seit 20.000 Jahren stellt der Mensch seine Kleidung durch Nähen her. International wird Kleidung nach wie vor durch Nähen oder Kleben erzeugt, der Einsatz von 3D-Druck führt im Moment noch materialbedingt zu sehr ungünstigen Trageeigenschaften und ist insbesondere wegen der relativ langsamen Arbeitsweise nicht wirtschaftlich.
Genähte Textilien werden inzwischen weltweit mit modernen Nähmaschinen und ersten Näh-Robotern hergestellt, wobei das eigentliche Verfahren zur Herstellung der Bekleidung kaum verändert wurde. Die Herstellung von Kleidung erfordert auch derzeit noch viele Arbeitsschritte: Von der Herstellung der Materialien (textile Gewebe, Leder, Kunststoffe) über Zuschnitt und Nähen bis hin zum Anbringen von Verschlüssen und Accessoires.
Beim Herstellungsprozess fällt selbst bei optimierten Prozessen etwa 10 % Verschnitt der Materialien an, der nicht weiterverwendet werden kann, was auch auf das Kleben zutrifft.
Dies führt zu einem hohen Herstellungsaufwand und entsprechendem Preis und Preisdruck. Viele Textilien werden derzeit in asiatischen Ländern unter teilweise umweltzerstörenden und arbeitsschutzmäßig katastrophalen Bedingungen produziert und stehen immer wieder in der Kritik.
Auch ist festzustellen, dass es wegen der verschiedenen Fasermaterialien und Beschichtungen derzeit nahezu kein echtes Recycling (Altkleidung zu neuer Kleidung) gibt.
Aus diesen Gründen hat sich das internationale Innovationsnetzwerk das Ziel gestellt, Materialien, Verfahren und ein komplexes System zur Herstellung von funktioneller Kleidung mit integrierten technischen Funktionen zu entwickeln - nahezu komplett im Spritz-Verfahren am Beispiel von Motorrad-Schutzbekleidung.
Aufgebaut werden soll eine komplette Wertschöpfungskette von der Materialherstellung über die Produktion der Textilien bis hin zur Vermarktung und zu Recyclingprozessen. Schwerpunkt der Entwicklungen liegt dabei darin, dass möglichst viele Arbeitsschritte durch Sprayverfahren, und damit möglichst schnell und effizient, erfolgen.
Zu erreichende Ziele sind:
- Sehr schnelle und preiswerte Produktion von Kleidungsstücken (Jacke, Hose) in wenigen Arbeitsschritten und ohne Nähte,
- Verwendung von recyclebaren Materialien, um Produktionsabfälle sowie veraltete oder beschädigte Kleidung der erneuten Nutzung zuzuführen,
- neuartige Design-Vielfalt (auch Oberflächenstruktur),
- Implementation von Komponenten (z.B. Sensorik, Heizung, Schutzelemente, …) in das Material während des Herstellungs-(Spray)Prozesses der Kleidung,
- Produktion nach europäischen Standards.
Weiterhin soll das Netzwerk zum Kompetenz-Zentrum und Know-how-Dienstleister (als Basis zur Bereitstellung und Weiterentwicklung von technologischer Kompetenz) weiterentwickelt werden.